Wäre es nicht wunderschön, wenn unser Alltag mit Kindern
immer friedlich, fröhlich und entspannt wäre? Alles so ablaufen würde, wie wir
uns das wünschen? Nun, so ist das Leben als Familie aber nicht. Wohl bei den
meisten von uns ist es mal anstrengend, mal laut und chaotisch. Das darf auch
so sein, dennoch möchte euch von ein paar Ideen berichten, die bei uns im
Alltag mit zwei Kleinkindern für Entspannung sorgen. Dabei meine ich nicht
meine persönlichen „Must haves“ wie Tragetuch, Familienbett und die
Draußenstunde bei jedem Wetter, sondern kleine Dinge, die oft viel bewirken und
dazu beitragen, dass eine ruhigere und liebevollere Atmosphäre herrschen kann.
Meine Lieblingskombi für schlechte Nächte: Pezzi-Ball,
E-Reader und Karamellzuckerl
Unsere beiden Kinder waren von Anfang keine guten Schläfer
und sind es bis heute nicht. Das Töchterlein ist mit ihren 16 Monaten vom
Durchschlafen weit entfernt und wir stillen noch mehrmals pro Nacht. Immer
wieder plagen die Zähne oder sie wird aus anderen Gründen nachts wach und
beruhigt sich nur durch Kuscheln und Tragen. Auch der Sohnemann hat immer
wieder mal Phasen, wo er schlecht einschlafen kann oder im Schlaf aufschreckt,
weil er schlecht geträumt hat. Und wenn sie dann gaaaanz viel Mama und Tragen
und Wiegen und Schaukeln brauchen, dann bekommen sie das auch. Ich mache mir
diese oft lange dauernden Situationen so schön wie möglich, um es nicht als
Last zu empfinden, sondern genießen zu
können. Dazu setze ich mich auf einen großen Pezzi-Ball, die Kinder auf meinen
Schoß (das Töchterlein in Stillposition, der Sohnemann Bauch an Bauch mit mir),
singe und summe ein bisschen und wenn sie sich beruhigt haben, lese ich am
E-Reader.* Dazu ist kein Licht nötig und ich kann nach Belieben vom Sachbuch
(eher abends) zum seichten Frauenroman (nachts ;-) ) wechseln. Da ich abends
auch gern mal ein bisschen nasche, aber eine Schokoladeverpackung mit
Sicherheit die Aufmerksamkeit der Kinder auf sich ziehen würde, befinden sich
in Griffweite ein paar Karamellbonbons. Die lutsche ich sonst nie, aber abends
im dunklen Schlafzimmer sind die echt der Hammer. Probiert es mal aus :-D.
Zwei zur Auswahl
Auch die ganz Kleinen wollen schon gerne ernst genommen
werden, eigene Entscheidungen treffen und Selbstwirksamkeit erfahren. Zu viel
Entscheidungsfreiheit kann aber auch total überfordern. Bei uns klappt es
meistens wirklich gut, wenn ich den Kindern zwei Entscheidungsmöglichkeiten
lasse. Ich frage also nicht: „Was magst du essen?“, sondern „Magst du einen
Apfel oder eine Banane?“. Wenn sich das Töchterlein nicht wickeln lassen
möchte, lege ich ihr zwei verschiedene Windeln zur Auswahl hin und nachdem sie
sich für eine entschieden hat, mag sie diese auch gern anziehen. Das geht bei
Stoffwindeln besonders einfach, aber auch bei Wegwerfwindeln ist dies mit
verschiedenen Motiven oder Marken leicht möglich. Nach dem gleichen Prinzip ist
auch der Selbstbedienungs-Kleiderschrank des Sohnemanns konzipiert. Aus einer
kleinen Auswahl an Kleidung darf er selbst auswählen und fühlt sich so
ernstgenommen in seinem Wunsch nach Eigenständigkeit.
Wickeln und Anziehen im Stehen
Es soll sie ja geben, die Kinder, die auch mit ein paar
Monaten noch ruhig und brav am Wickeltisch liegen bleiben. Meine waren nie so
und irgendwie war es mir auch nicht wichtig genug, sie dazu zu „erziehen“. Um
mir tägliche Kämpfe zu ersparen, habe ich sehr bald gelernt, die Kinder im
Stehen zu wickeln. Besonders gut klappt das zum Beispiel beim Spieltisch oder
Sofa mit einem spannenden Spielzeug oder Buch.
Es geht auch mal ohne Pyjama
Wir haben ja das Glück, dass wir bisher großteils ohne
morgendlichen Stress auskommen, da ich beide Kinder noch daheim betreue und wir
selten Termine haben, wo wir schon am Vormittag außer Haus müssen. Ist das doch
mal der Fall, ziehen die Kinder am Vorabend frische Unterwäsche, Langarmshirts
und schicke Jogginghosen statt einem Schlafanzug an und dann brauche ich nur
noch das Töchterlein wickeln und schon sind wir startklar. Gerade der Sohnemann
trennt sich morgens total ungern vom kuschelig warmen Pyjama und mit dieser „Strategie“
entfällt jede Diskussion oder Antrieb zur Eile.
Das Tischtablett
Das mit dem Essen ist ja auch so eine Sache. Manchmal wird
fleißig gefuttert und manchmal ist nichts recht und bis auf ein paar Bissen
bleibt alles am Teller liegen oder wird im blöderen Fall sogar auf den Boden
geworfen. Ich schaffe es nicht immer, aber mehr und mehr lasse ich Kommentare
wie „Iss noch ein bisschen etwas!“ weg. Erstens bringt Druck beim Essen sowieso
nichts und zweitens schont es meine Nerven. Alles, was beispielsweise beim
Frühstück übrig bleibt, kommt auf ein kleines Tablett am Tisch (im Sommer
zudecken) und kann im Laufe des Vormittags je nach Appetit selbstständig
aufgegessen werden. Dazu stelle ich dann oft noch ein bisschen Obst und alle
sind zufrieden. Ich mag ja auch dann essen, wenn ich Appetit drauf habe und
nicht, wenn jemand anderer meint, ich solle essen. Gemeinsame Mahlzeiten gibt
es natürlich trotzdem und ich fordere da auch die Teilnahme am Tisch ein, aber
gegessen werden muss dabei nicht.
Handpuppen im Einsatz
Vor ein paar Monaten bekam das Töchterlein zu ihrem
Geburtstag von der Patentante eine Prinzessinnen-Handpuppe.* Und ich sag es
euch, die macht mir gewaltig Konkurrenz. Die Prinzessin darf vieles, was ich
nicht darf. Zum Beispiel Zähne putzen, Umziehen, Nägel schneiden, Haare kämmen
oder Anschnallen im Auto. Sie plappert dabei mit hoher Stimme und bringt die
Kinder zum Lachen. Ich dachte erst, dieser Effekt sei nur von kurzer Dauer,
aber die Begeisterung hält inzwischen schon viele Wochen an und erleichtert uns
wirklich viele Alltagsdinge.
Ein Lied für jede Lebenslage
Musik macht gute Laune und die meisten Kinder haben viel
Freude am gemeinsamen Singen und Reimen. Wir singen zuhause viel und gern und
oft dichte ich zu bekannten Melodien spontane Texte, die zur Situation passen.
So gibt es bei uns Lieder zum Händewaschen, zum Zähneputzen, Anziehen, zum
Aufräumen, zum Einschlafen oder einfach zur Stimmungsaufheiterung sowie bei
Langeweile. Am Häufigsten verwende ich dabei übrigens die Melodien von „Bruder
Jakob“ und „Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann“ ;-).
Einfach mal machen lassen
Wir sind oft so schnell mit Reglementierungen, aber im
positiven Sinne auch mit Vorschlägen, wie sich unsere Kinder beschäftigen
könnten. Dabei ist es so sinnvoll, die Kinder einfach mal machen zu lassen.
Bevor ich etwas verbiete, versuche ich oft noch kurz zu reflektieren „Warum
eigentlich nicht?“ und dann lasse ich sie auch mal einfach machen. Ebenso
versuche ich auch, meinen Aktionismus in Sachen Kinderbespaßung hin und wieder
zurückzustecken und nicht so viel zu reden. Oft entstehen dann die schönsten
Beschäftigungen oder sie tun mal „nichts“ außer ein bisschen durch die Wohnung
zu streunen, vor sich hin zu plaudern oder sie helfen plötzlich unaufgefordert
bei den Tätigkeiten mit, die ich gerade im Haushalt verrichte.
Besondere Beschäftigungsideen im Petto haben
Wenn ich mal etwas Wichtiges erledigen muss, etwa ein
Telefonat oder eine Mail, dann bekommen meine Kinder eine ganz besondere
Beschäftigung, die sie beide heiß lieben. Aktuell ist es das Reistablett. Ich
stelle für jeden zwei Schüsseln auf ein Tablett, wovon die linke mit
ungekochtem Reis oder Linsen befüllt wird. Dazu gibt’s je nach Alter einen
kleinen oder etwas größeren Löffel und die Löffel- und Löffelübung kann
beginnen. Es ist faszinierend, wie hoch konzentriert sie bei dieser „Übung des
täglichen Lebens“ nach Montessori arbeiten und wie gern sie es immer wieder
mögen. Wenn nach einiger Zeit dann die Körner nicht mehr am Tablett bleiben
sondern wild geschüttet wird, räume ich je nach Zeit und Laune entweder weg
oder lasse sie noch ein bisschen Spaß haben und dann saugen wir gemeinsam. Es
kann aber auch eine Kiste angelegt werden mit ganz besonderen Büchern oder
Spielen, die es nur in Ausnahmefällen gibt. So bleibt der Inhalt spannend und
erfüllt seinen Zweck, nämlich eine kurze Auszeit für mich als Mama.
Eis in der Küche für Härtefälle
Wer kennt das nicht – manchmal ist man als Elternteil
einfach weit weg von entspannt. Ab und zu komme ich in Situationen, wo ich mich
laufend beim Meckern und Schimpfen erwische. Gerade der Sohnemann macht dann
alles, was er nicht soll und ein blöder Kreislauf beginnt. Ich werde immer
genervter und er findet immer neue „nette“ Aktionen, um mich auf die Palme zu
bringen. Und irgendwie finden wir dann beide nicht mehr raus. Also habe ich mir
ein Ausstiegsszenario überlegt, einen klaren Cut verbunden mit einer schönen
Aktivität, die wir beide mögen und die etwas Besonderes ist. In unserem Fall
ist das Eisessen am Küchenboden. Das klingt jetzt vielleicht merkwürdig. Warum
am Boden und warum so etwas Ungesundes wie Eis? Nun ja, gerade das Besondere
daran lässt es so gut funktionieren. Das bisschen Zucker für ein paar Löffeln
aus einer Dose Eis nehme ich ab und zu mal gern in Kauf, weil es die Augen des
Sohnemann leuchten lässt und auch meiner Seele gut tut. Wenn wir dann so auf
den Fliesen sitzen und er begeistert den Löffel abschleckt und mit mir teilt,
wird mir wieder warm ums Herz beim Betrachten meines wunderbaren Kindes und wir
können wieder liebevoller miteinander umgehen. Es kommt nicht oft so weit, aber
es hilft uns sehr in schwierigen Situationen. Leider klappt es bei Wut- und
Trotzanfällen nicht, das ist das ein gänzlich anderes Thema.
Jetzt bin ich aber gespannt: Habt ihr auch so Tipps und
Ideen, die in eurem Alltag für Entspannung sorgen? Wenn wir genügend neue Ideen
sammeln, schreibe ich dazu wieder einen Beitrag J.
Also her mit euren Erfahrungen!
*Der Text
enthält affiliate links zu Amazon. Für euch ändert sich nichts am Preis, wenn
ihr dem Link folgt und das Produkt bestellt, aber ich werde minimal am Umsatz
beteiligt ;-).
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