Donnerstag, 27. April 2017

Zeit für Unterhosen




Es ist schon spannend, welche Gedanken sich außenstehende Personen über unseren Alltag mit zwei kleinen Kindern machen. Sehr häufig werde ich gefragt, ob es nicht sehr mühsam sei, aufgrund des knappen Altersabstandes zwei Windelkinder zu haben. Ähm, nein. Finde ich nicht, da sind viele andere Dinge deutlich anstrengender. Das Wickeln war nie ein Problem für uns. Ich wickle überall und in jeder Position, inzwischen auch das Töchterlein häufig im Stehen. Und nun wickle ich seit kurzem tagsüber nur noch ein Kind. In der dadurch gewonnen Zeit nähe ich Unterhosen ;-)…

Ehrlich gesagt hatte ich mir über das „sauber werden“ – blöder Ausdruck übrigens – noch absolut keine Gedanken gemacht. Wie in vielen anderen Bereichen habe ich darauf vertraut, dass sich der Sohnemann in seinem Tempo entwickelt und mir schon zu erkennen geben wird, wenn er soweit ist. Und das kam dann doch recht überraschend für mich. Nach einer kurzen Windelverweigerungsphase im letzten Sommer meinte er vor ein paar Wochen plötzlich eines Morgens, er wolle „ohne Windel“ sein. Na gut, dachte ich mir. Versuchen wir es eben. Und was soll ich sagen, bis auf ein paar kleine Unfälle klappt es wunderbar. Er geht aufs Töpfchen und auf die Toilette und pinkelt draußen mit Begeisterung im Stehen. Ich habe mich ein bisschen informiert, wie das in der Montessoripädagogik gehandhabt wird und ansonsten viel auf mein Gefühl gehört beziehungsweise dem Sohnemann das Ruder überlassen. 

Folgendes war und ist mir wichtig: 

Laut Montessori gibt es in der kindlichen Entwicklung bestimmte Phasen, in denen das Kind eine besondere Bereitschaft aufweist, neue Fähigkeiten zu erwerben. Diese Entwicklungsfenster öffnen sich individuell in einem Tempo, das das Kind bestimmen soll und nicht der Erwachsene. Das Kind bestimmt also auch beim Trockenwerden Zeitpunkt und Tempo. Von den Eltern initiiertes Töpfchentraining macht also wenig Sinn, umgekehrt sollte die gezeigte Bereitschaft des Kindes aber auch genutzt werden. Dem Kind soll die Möglichkeiten geboten werden, Topf oder Toilette mit Freude zu nutzen, muss aber niemals. Wenn der Sohnemann selten zwischendurch noch Windeln wollte, ermutigte ich ihn kurz, es ohne zu versuchen, aber gewährte ihm ansonsten den Wunsch. Inzwischen ist das untertags kein Thema mehr. 

Im Sinne der vorbereiteten Umgebung nach Montessori haben wir auf der Toilette im Erdgeschoß einen Hocker und einen Toilettenaufsatz bereitgestellt und im Bad im Obergeschoß ein gemütliches Plätzchen mit Töpfchen, Klopapier und Ersatzkleidung eingerichtet. Dieses benützt er komplett selbstständig, leert den Inhalt ins WC und wäscht sich mithilfe des Tritthockers die Hände. Weite Hosen mit Bündchen erleichtern das An- und Ausziehen. 

Ich habe gelesen, dass es gut wäre, die Windel auf einmal komplett und überall wegzulassen, das würde die Kinder weniger verwirren als mal mit, mal ohne Windel. Mhm, ich ließ auch hier den Sohnemann bestimmen beziehungsweise muss es im Alltag für mich mit Babytochter auch machbar sein. Die ersten paar Tage habe ich darum vorgeschlagen, unterwegs noch eine Windel zu verwenden und für den Sohnemann war das okay. Eine nasse Hose bei kühlen Temperaturen hätte uns alle eher gestresst und das finde ich wieder kontraproduktiv. Sehr schnell wuchs aber das Vertrauen und wir sind nun auch ohne Windeln unterwegs. Nachts gibt es aber noch eine Windel und die mag der kleine Mann auch gerne haben. Er trinkt beim Einschlafen und teilweise auch noch nachts eine Flasche und da unsere Nachtruhe so und so nicht die Beste ist, kann ich auf nächtliches Umziehen aktuell gut verzichten. Für uns passt das gut so und irgendwann wird es auch von selbst so weit sein, die Nachtwindel wegzulassen.

In der ersten Zeit habe ich ab und zu nachgefragt, ob wir denn aufs Klo gehen sollten, vor allem wenn der Sohnemann zappelig wurde und ich den Eindruck hatte, dass er musste, aber gerade keine Zeit hatte oder etwas anderes in dem Moment wichtiger war. Oft war das dann okay für ihn, manchmal wehrte er genervt ab. Nun reduziere ich diese Fragen bewusst nach und nach, einzig vor dem Rausgehen motiviere ich noch ein bisschen – zumindest, solange es so kalt ist wie im Moment.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es dem Sohnemann nackt oder mit weiten Hosen ohne Unterhose viel leichter fiel, zu spüren, wann er pinkeln musste. Die erste Zeit verweigerte er daher auch die angebotenen Unterhosen, inzwischen trägt er sie gerne. 

Lob oder gar Belohnungen sind wie in vielen anderen Bereichen auch vollkommen überflüssig. Wenn das Kind von sich aus bereit ist, aufs Klo zu gehe, wird es das auch tun. Es ist die natürlichste Sache der Welt. Dennoch beachte ich natürlich die geglückten Versuche, betrachte auf den Wunsch des Sohnemannes ausgiebig den Inhalt des Töpfchens und freue mich mit ihm, wenn er alles mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht alleine schafft.

Ganz klar ist natürlich, dass Druck gar nichts bringt und auf Unfälle mit Gelassenheit reagiert wird. Eine nasse Hose ist schnell gewechselt und zum Glück haben wir ja heutzutage alle eine Waschmaschine. Wenn sich das Kind ärgert, kann man seine Gefühle verbalisieren, ansonsten würde ich gar nicht zu viel kommentieren, ein „Macht doch nichts“ reicht vollkommen.  

Zu guter Letzt habe ich noch einen Tipp für die nähenden Jungsmamas unter euch: Von Liebedinge gibt es ein wunderbares kostenloses Schnittmuster für schicke Retroshorts, das sich perfekt zur Verwertung von Stoffresten eignet. Viel Spaß!

Freitag, 21. April 2017

Do it yourself: Fotobüchlein fürs Kind



Als ich zum Töchterlein schwanger war, habe ich begonnen, mit dem Sohnemann regelmäßig sein Babyalbum anzusehen. Er interessierte sich sehr für die Fotos vom Babybauch und von ihm als Säugling und ich musste ihm jedes Mal genau erzählen, wie das denn so war mit ihm als Baby. Inzwischen ist ein Jahr vergangen und immer noch holt er das Album sehr gern hervor und mag es mit mir ansehen. Um es vor den Kinderhänden zu schützen und ihm das Anschauen auch ohne meine Aufsicht zu erlauben, habe ich ihm nun sein eigenes kleines Fotobuch zusammengestellt. 


Es beginnt mit Neugeborenenfotos, zeigt ihn dann als Baby und fortlaufend bis heute. Wie ich erwartet hatte, ist der kleine Mann schwer begeistert von seinem Buch und liebt es, es anzuschauen und die Geschichten zu den Bildern selbst zu erzählen. 



Wer diese Idee gern übernehmen möchte, kann das Büchlein ganz einfach nachbasteln: Fotos in gewünschter Reihenfolge sortieren, jeweils zwei an den Rückseiten zusammenkleben, laminieren, lochen und mit einem Band oder Pfeifenputzern zusammenheften. Fertig :-). 


Natürlich lässt sich das Ganze auch prima als kleines Familienalbum mit Bildern von Oma, Opa und weiteren Verwandten umsetzen oder als Erinnerungsbüchlein an einen Urlaub oder schöne Ausflüge, da sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt.

Donnerstag, 13. April 2017

In guten und in anstrengenden Zeiten



Jetzt mal ehrlich, vermutlich kennt das jede Mama: Kinder zu haben ist ohne Frage schön, aber ab und zu wirklich, wirklich anstrengend und kräftezehrend. Da gibt es die Tage, wo man sich morgens schon insgeheim wünscht, es wäre bald Abend - wobei in unserem Fall im Moment die Abende auch nicht sonderlich entspannt sind. Tage, wo man Mitte des Vormittags das Gefühl hat, ein Halbmarathon könnte auch nicht viel anstrengender sein. 

Ich glaube, dass es vielen Mamas so geht, aber irgendwie fehlen oft der Platz und der Raum, das loswerden zu können. Aber gibt es da nicht das alte Sprichwort „Geteiltes Leid ist halbes Leid“? Darum gibt’s heute so ehrliche und persönliche Worte von mir. 

Bei uns ist es gerade anstrengend. Wirklich. Zwei kleine Persönlichkeiten mit einem Altersabstand von nur 19 Monaten. Zwei höchst aktive Wenigschläfer. Einmal Achtmonatsangst und einmal Autonomiephase. Dazu Erkältung mit Fieber und anschließender Magen-Darm-Grippe. Eine Baustelle vor dem Haus, die den Papa in Beschlag nimmt, wenn er nicht gerade im Ausland arbeitet, und ein Todesfall in der Familie.
Meine Energie und Geduld muss ich mir aktuell wirklich gut einteilen und manchmal ist eines von beiden leider aufgebraucht, bevor der Tag zu Ende ist. Die Kinder merken das und spiegeln auf ihre Art und Weise. Das Töchterlein hängt an mir wie ein kleines Klammeräffchen, das Stillen läuft wieder ein bisschen unrund und der Sohnemann entwickelt plötzlich Eifersuchtstendenzen. Ich weiß, dass er gerade ganz viel Mama braucht und versuche, dem so gut es geht gerecht zu werden, aber leider schaffe ich das nicht immer. Da kommt es schon mal vor, dass beide Kinder weinen und ich am liebsten mitweinen würde. 

Und dann? Dann ziehe ich mal für ein paar Stunden die Handbremse. Ich mache nur das Allernötigste im Haushalt, setze mich mit den Kindern ins Spielzimmer auf den Boden und schaue Bilderbücher an, baue Türme aus Bausteinen oder wir kuscheln. Es gibt dann eben mal nur Nudelsuppe zu Mittag und wenn es sein muss, darf der Sohnemann eine zweite oder dritte Runde „Kleiner roter Traktor“ schauen. Gern besuchen wir dann auch mal Oma und Opa und ich kann eine Stunde ein bisschen verschnaufen, quatschen, Kaffee trinken.
Und vor allem versuche ich umzudenken. Von Eltern älterer Kinder hört man oft den Satz: „Genieß die Zeit, sie werden so schnell groß.“ Und ich glaub, das stimmt. Die Einstellung zu ändern, macht den Alltag nicht weniger anstrengend und mich nach einer durchwachten Nacht nicht fitter. Aber es hilft mir ungemein, die Dinge positiv zu sehen und Kleinigkeiten nicht allzu wichtig zu nehmen sowie meinen eigenen Perfektionismus abzulegen. Ich kann genervt sein, wenn ich den Sohnemann abends zum fünften Mal durchs Babyphone weinen höre und schon wieder die Treppe raufsprinte. Oder ich kann mich dazulegen, seinem Atem lauschen und es genießen, dass er mich bei sich haben mag und nachts eine Kuscheleinheit abholt, die er tagsüber Dank kleiner Schwester nicht immer kriegt. Ich kann genervt sein, weil das Töchterlein mich nicht mal ein paar Minuten entbehren kann. Oder ich binde sie ins Tragetuch und genieße den Körperkontakt. Zugegebenermaßen ist dieser Perspektivenwechsel nicht immer einfach und es gibt Tage, da klappt das wenig bis gar nicht. Aber ich übe jeden Tag und werde immer besser darin. 


Und dennoch, jammern tut auch mal gut. Danke fürs Zuhören beziehungsweise lesen. Und wer jetzt auch mal jammern mag – Bühne frei für eure Kommentare ;-).