Donnerstag, 18. Mai 2017

Der kleine Gärtner



Unser Sohnemann ist ein richtiges Draußenkind. Im Garten kann er seinen Bewegungsdrang ausleben, hilft mit Begeisterung beim Arbeiten und ist entspannt und zufrieden. Am vorigen Wochenende haben wir das schöne Wetter genutzt und ein kleines „Mini-Beet“ für unseren Nachwuchsgärtner angelegt.


Ich erzählte ihm beim Mittagessen von unserem Vorhaben und er hörte mir gebannt zu. Wir überlegten, was wir brauchen würden und suchten anschließend in Keller und Gartenhütte alles zusammen: ein kleines Blumenkistchen, Gartenwerkzeug, seine kleinen Arbeitshandschuhe, seine Gießkanne und Samen für Kresse, Rucola und Feldsalat. Transportiert wurden die Materialien natürlich fachgerecht mit dem Schubkarren ;-).  


Mit bewundernswerter Ausdauer für einen Zweijährigen schaufelte der Sohnemann Erde aus meinen großen Pflanztrögen in sein Kistchen, befreite sie von Wurzelresten, half beim Aussähen der Samen und wässerte sie anschließend ausgiebig. Zum Schluss wurde das Werk bewundert und voller Stolz dem Papa gezeigt. 



Seither marschiert der kleine Gärtner jeden Tag ein bis zwei Mal mit seiner Gießkanne und wässert die Samen – und heute konnten wir die ersten kleinen grünen Pflänzchen bestaunen. 


Diese Aktivität bedeutet für mich nur minimalen Aufwand, aber der Sohnemann hatte ganz viel Freude an der Arbeit und lernt dadurch nicht nur Konzentration, Sorgfalt und Durchhaltevermögen, sondern auch, sich um andere (in diesem Fall Pflanzen) zu kümmern, regelmäßige Routinen – das Gießen - in den Tagesablauf einzubauen und wird hoffentlich bald den sprichwörtlichen Ertrag seiner Mühen ernten können. Wir haben inzwischen das nächste Gartenprojekt geplant – ein kleines Beet mit Erdbeeren soll es werden :-D.

Freitag, 12. Mai 2017

Babytragen: Worte vom Profi :-)

Diese Woche findet die European Babywearing Week und da erschien es mir sehr passend, ein schon länger geplantes Interview mit der lieben Sabine von Trageberatung Tragefrosch zu realisieren. Ich hoffe, ihr könnt ein paar neue Erkenntnisse daraus gewinnen oder euch in eurer Einstellung zum Tragen bestätigen lassen <3.



Liebe Sabine! Vielen Dank, dass du dich bereit erklärt hast, als Profi ein paar Fragen übers Babytragen zu beantworten. Magst du uns zu Beginn gleich erzählen, wie du zum Tragen gekommen bist?

Ich wusste schon in der Schwangerschaft, dass ich gerne mein Baby tragen wollte. Leider gab es in meiner Umgebung damals noch keine Trageberatung. Eine Freundin zeigte mir das elastische Tuch, das mir überhaupt nicht taugte (und damals wusste ich leider auch nicht, dass zwischen einem elastischen und einem gewebten Tuch Welten liegen) und als Tragehilfe die Manduca, auch diese fand ich nicht so bequem. Also habe ich mir kurzerhand die Fräulein Hübsch Tragehilfe online bestellt, mir die Anleitung durchgelesen und schon kurz nach der Geburt ging es los mit dem Tragen. Zum Glück fühlten sich sowohl mein Mann als auch ich mit der gekauften Tragehilfe wohl und wir haben sehr, sehr viel getragen, da mein Sohn den Kinderwagen von Anfang an durch Weinen und Schreien verweigert hat. Wir fanden das Tragen hauptsächlich praktisch und erst durch meine Ausbildung zur Trageberaterin wurde mir klar, wie viele Vorteile es sowohl für die Babys als auch die Eltern gibt!

Die Vorteile für tragende Eltern sind vielfältig, darüber habe ich auch schon einmal einen ausführlichen Blogbeitrag geschrieben. Aber wie sieht es denn mit den Vorteilen für die Babys aus? Welche positiven Auswirkungen hat es für das Kind, wenn es getragen wird?

Die Vorteile für das Baby sind genauso vielfältig wie für die Eltern. Das Baby war lange Zeit im Bauch der Mama - durch das Tragen fühlt sich das Baby durch die Enge und die Geräusche wie den mütterlichen Herzschlag, die es von der Schwangerschaft kennt, geborgen. Das Bedürfnis nach Nähe des Babys wird befriedigt. Das Tragen hat positive Auswirkungen auf die körperliche (Entwicklung der Hüfte, Sinnesentwicklung und Wahrnehmung werden unterstützt, durch den Hautkontakt wird das Immunsystem gestärkt, der Stoffwechsel wird angeregt - Blähschmerzen können dadurch verringert werden usw...) und geistige Entwicklung (Kommunikation auf Augenhöhe, Bonding, Bedürfnisse werden schneller befriedigt, usw...) des Babys. Dein Baby kann überall mit dabei sein und die Welt mit dir zusammen erkunden und sich bei Bedarf aber auch zurückziehen und/oder schlafen.

Ich beobachte ja einen Trend zum Tragen, was ich ganz toll finde. Allerdings wird auch das Angebot an Tragetüchern und Tragehilfen immer größer. Wie findet man sich in diesem Dschungel zurecht? Woran erkennt man eine gute Tragehilfe?

Einerseits finde ich es auch toll, dass es bereits so viel Angebot gibt, aber anderseits wird es so auch schwieriger, sich für die richtigen Tragehilfe zu entscheiden. Jeder findet etwas anderes bequem - das ist wie Schuhe kaufen - am besten man probiert verschiedene aus. Das geht natürlich am besten in einer Trageberatung, da die Babyfachmärkte nur sehr wenig Auswahl an guten Tragehilfen anbieten und die Verkäufer auch keine Trageberater sind. Viele Trageberaterinnen achten darauf, dass sie verschiedene Tragehilfen zur Auswahl im Sortiment haben. Zuerst wird probiert, welche Art von Tragehilfe (zum Binden, mit Schnallen etc.) am besten zum Tragenden passt und danach können noch verschiedene Tragehilfen von unterschiedlichen Herstellern ausprobiert werden. Wichtig bei Tragehilfen finde ich, dass die Tragehilfe gut auf das Baby einstellbar ist: - Der Steg sollte stufenlos verstellbar sein und etwa von Kniekehle zu Kniekehle des Babys reichen, dadurch erreicht man die Anhock-Spreizhaltung. - Die Tragehilfe sollte den gerundeten Rücken des Babys zulassen und stützen, aber keinen Druck auf den Rücken ausüben. - sowohl der Kopf sollte gestützt werden können, als auch eine Stützung seitlich sollte vorhanden sein. - das Gewicht des Babys sollte gleichmäßig auf den Tragenden verteilt werden.

Ich kenne mehrere Mamas, die sich nicht getraut haben, ihr Baby zu tragen aus Angst, mit dem langen Tuch nicht zurecht zu kommen und einen Fehler zu machen. Persönlich bin ich ja der Meinung, dass ein nicht perfekt gebundenes Tuch immer noch viel besser ist, als gar nicht zu tragen. Aber welchen Fehler sollte man wirklich vermeiden? 

Auch ich finde generell: Hauptsache tragen <3 Es gibt keine wissenschaftlichen Studien, die erwiesen haben, dass nicht so optimale Tragehilfen, bei denen man etwa den Steg nicht einstellen kann und somit keine Anhock-Spreizhaltung erreicht, tatsächlich irgendwelche Spätfolgen hätten. In einigen Anleitungen von Tuchherstellern ist allerdings noch die Wiegehaltung (liegendes Tragen) beschrieben. Von dieser rate ich aber den Eltern tatsächlich ab, da hier der Kopf des Babys an dessen Brust sinken könnte. Sowohl die Speise-als auch Luftröhre sind noch sehr weich und können somit in bestimmte Lagen sich zusammendrücken. Dadurch kann die Sauerstoffsättigung abfallen und es kann zu ernsthaften Problemen führen.

Ein Thema, das uns gerade wieder betrifft, ist die passende Kleidung. Im Winter hatte ich einen Trageeinsatz für die Winterjacke. Diese ist einerseits nun zu warm, andererseits trage ich das Töchterlein nun immer öfter auch am Rücken und bin mir dann unsicher, ob ihr nicht kalt wird, wenn wir draußen sind. Welche Empfehlungen hast du bezüglich Kleidung des Kindes und des Tragenden?

Im ersten Lebensjahr empfehle ich grundsätzlich, das Baby unter der eigenen Jacke zu tragen, da es selber noch nicht so gut die Temperatur regeln kann und unter der Jacke des Tragenden ein besserer Wärmeaustausch stattfindet. Im Frühling und Herbst bietet es sich an, eine dünnere Tragejacke zum Beispiel aus Bio-Fleece oder Sweat zu tragen (es gibt Tragejacken, die dafür ausgelegt sind, vorne und hinten tragen zu können). Oder aber es gibt natürlich auch die Möglichkeit, dass das Baby einen Fleece- oder Wollwalkoverall trägt. Vor allem bei Laufanfängern ist das sehr toll, wenn sie mal rauf, mal runter wollen.
Des Weiteren gibt es auch Tragecover aus unterschiedlichen Materalien wie Fleece, Wollwalk, wasserabweisende Oberfläche und so weiter. Man kann bei kälteren Temperaturen und größeren Traglingen auch beides kombinieren: Fleece/Wollwalkoverall und Tragecover.

Abschließend würde ich mich noch über deine ganz persönlichen Gedanken freuen: Was ist für dich das Schönste am Tragen? Und was möchtest du den Mamas, die du berätst, ganz besonders mitgeben?

Ich habe momentan ja leider keinen Tragling mehr (Nachwuchs ist unterwegs ❤) aber ich fand die Tragezeit wunderschön, ganz besonders die Nähe zu meinem Sohn! Außerdem fand ich es immer viel praktischer als den Kinderwagen (den ich daher nur sehr selten verwendet habe), ich hatte die Hände frei, konnte mich überall gut bewegen (einkaufen, spazieren gehen) und auch kleinere Dinge im Haushalt erledigen. Mein Sohn war immer mit dabei und fühlte sich auf diese Weise sehr wohl und geborgen. Ich freue mich über jede Mama, jeden Papa und natürlich auch Oma, Opa, Tante usw..., die sich fürs Tragen entscheiden! Ich möchte, dass sich die Eltern mit ihrer gewählten Tragehilfe oder ihrem Tuch wohl und sicher fühlen und gut damit zurechtkommen. Ich zeige in meinen Beratungen nicht nur, wie es mit dem Tuch/der Tragehilfe "funktioniert", sondern gebe auch viele Tipps rund ums Tragen mit.

Vielen lieben Dank für deine Zeit und die interessanten Informationen, Sabine! Ich wünsche dir nur das Beste für den Rest der Schwangerschaft und dann viele wunderschöne Trageerlebnisse <3

Dienstag, 9. Mai 2017

Vom Aufmerksamkeitstopf, der gefüllt werden möchte


Vor längerer Zeit habe ich auf dem Montessori-orientierten Blog „Großer Tiger und kleine Biene“ einen tollen Artikel über den „Aufmerksamkeitstopf“ von Kindern gelesen. Mir gefällt dieser Ansatz total gut und da die Thematik bei uns gerade sehr aktuell ist, möchte ich euch gern davon erzählen.


Ricarda schreibt hier dazu: „Kinder sind auf unsere Aufmerksamkeit angewiesen – wir sind ihre größten Vorbilder und sie wollen von uns gesehen und gehört werden. Und nun möchte ich nochmal darauf zurückkommen, dass Kinder grundsätzlich kooperieren wollen. Und ich würde behaupten, dass gar nicht ihr Maß an Kooperationsbereitschaft mit anhaltender, verlangter Kooperation sinkt, sondern dass es ihnen irgendwann, wenn der Aufmerksamkeitstopf leer ist, schlichtweg unmöglich ist, weiter zu kooperieren. Auch wir Erwachsenen können nur über einen gewissen Zeitraum kooperativ sein – vor allem, wenn unsere Kooperation dann nicht einmal richtig gesehen oder wertgeschätzt wird. Wenn Kinder also unaufhaltsam unsere Aufmerksamkeit (vor allem durch negatives Verhalten) fordern, liegt es wahrscheinlich daran, dass ihr Aufmerksamkeitstopf leer ist und gefüllt werden möchte. Erst wenn wir uns unseren Kinder aufmerksam zuwenden, ihnen zuhören und Zeit schenken, können sie auch umgekehrt wieder kooperativ sein. Trotziges Verhalten ist kein Fehlverhalten unserer Kinder, sondern ein natürliches Verhalten in einer verzweifelten Situation. Es ist unsere Aufgabe zu hinterfragen, was das Kind momentan braucht.“ 


Ich finde einfach dieses Bild vom Topf, der gefüllt sein möchte, so plastisch und konkret. Darunter kann man sich als Eltern etwas vorstellen und konkrete Handlungen folgen lassen. 

Monatelang war Eifersucht für unseren Sohnemann kein Thema. Er ging sehr liebevoll mit seiner kleinen Schwester um und war großteils entspannt und zufrieden. Doch dann kam das kleine Mamamädchen auch noch in die Phase, die gern Achtmonatsangst genannt wird. Sie klebte quasi auf mir, weinte, sobald ich den Raum verließ und ließ sich weder vom Papa noch von der Oma beruhigen. Gleichzeitig wurde sie laufend mobiler, krabbelte in Höchstgeschwindigkeit und erreichte durchs Hochziehen auch höher gelegene Spielsachen. Nichts mehr war vor ihr sicher und plötzlich machte sich beim Sohnemann Verzweiflung breit. Die kleine Schwester, die schon die Mama so belagerte, krallte sich nun plötzlich auch seine Spielsachen und forderte rundherum Raum ein. Dazu machte er auch noch einen körperlichen Entwicklungsschub und wurde windelfrei, also auch viel Neues. Immer öfter reagierte er mit Schreien, Weinen und Wutanfällen. Er krallte sich an mich, wollte mich nicht mehr loslassen, plötzlich nicht mehr mit Papa ins Bett gehen und begann schlussendlich auch, die Kleine zu schubsen und zu hauen. Und wisst ihr was? Ich kann das total gut verstehen und es zerreißt mir das Herz, dass ich ihm nicht immer gerecht werden kann. 
Nun versuche ich also ganz bewusst, den vermutlich recht leeren Aufmerksamkeitstopf langsam wieder zu füllen. Es ist ja nicht so, dass ich mich die letzten Monate nicht um ihn bemüht habe, aber jetzt lege ich besonders viel Wert darauf.

 


Und wir machen laufend Fortschritte. Schön langsam haben wir beim Töchterlein untertags einen recht guten Schlafrhythmus gefunden. Sobald sie schläft, erledige ich nur die allerwichtigsten Griffe im Haushalt, wobei mir der Sohnemann manchmal gerne hilft und dann gehören meine Zeit und meine Aufmerksamkeit ganz ihm. Je nachdem, worauf er Lust hat, spielen wir, bauen Duplohäuser, lesen Bücher, schauen Fotos an, kochen gemeinsam oder backen einen Kuchen, wir kuscheln am Sofa oder essen Kekse und plaudern. Er genießt das offensichtlich und ich auch. Ganz bewusst freue ich mich über dieses wunderbare Kind, wie er mir mit seinen Worten die Welt erklärt und so begeisterungsfähig und fröhlich ist. Weiters klappt es immer besser, dass die kleine Maus auch mal bei Papa bleibt und letzte Woche waren der Sohnemann und ich das erste Mal seit einer gefühlten Ewigkeit allein zu zweit unterwegs. Das Töchterlein verbrachte eine Dreiviertelstunde bei Oma und wir waren am Spielplatz. Nichts Besonderes, und doch irrsinnig wertvoll. Diese Mama-Sohn-Unternehmungen werden wir auf jeden Fall beibehalten und nach und nach zeitlich ausdehnen.
Und auch im ganz normalen Alltagssituationen bemühe ich mich ganz bewusst, ihn zu "sehen", wirklich mit den Gedanken bei ihm zu sein, wenn ich mit ihm rede und häufige Kuscheleinheiten einzubauen.
Die Wutanfälle sind viel seltener geworden und die Weinerlichkeit auch. Einzig das Hauen der Schwester ist noch sehr aktuell, hoffentlich kommen wir da auch bald einen Schritt weiter.

Ich wünsche mir, dass die Aufmerksamkeitstöpfe meiner Kinder – natürlich auch vom Töchterlein – zukünftig nie komplett leer werden und dass ich so gut wie möglich Zeit finde, sie immer wieder zu füllen. Denn ganz ehrlich, diese "Quality Time" ist nicht nur für die Kinder schön, sondern auch für die Eltern. Und es müssen nicht immer die großen Dinge sein, viele kleine Aufmerksamkeiten im Alltag bewirken ebenso unglaublich viel. 

Alles Liebe für euch und eure Familien und bis bald!