Donnerstag, 13. April 2017

In guten und in anstrengenden Zeiten



Jetzt mal ehrlich, vermutlich kennt das jede Mama: Kinder zu haben ist ohne Frage schön, aber ab und zu wirklich, wirklich anstrengend und kräftezehrend. Da gibt es die Tage, wo man sich morgens schon insgeheim wünscht, es wäre bald Abend - wobei in unserem Fall im Moment die Abende auch nicht sonderlich entspannt sind. Tage, wo man Mitte des Vormittags das Gefühl hat, ein Halbmarathon könnte auch nicht viel anstrengender sein. 

Ich glaube, dass es vielen Mamas so geht, aber irgendwie fehlen oft der Platz und der Raum, das loswerden zu können. Aber gibt es da nicht das alte Sprichwort „Geteiltes Leid ist halbes Leid“? Darum gibt’s heute so ehrliche und persönliche Worte von mir. 

Bei uns ist es gerade anstrengend. Wirklich. Zwei kleine Persönlichkeiten mit einem Altersabstand von nur 19 Monaten. Zwei höchst aktive Wenigschläfer. Einmal Achtmonatsangst und einmal Autonomiephase. Dazu Erkältung mit Fieber und anschließender Magen-Darm-Grippe. Eine Baustelle vor dem Haus, die den Papa in Beschlag nimmt, wenn er nicht gerade im Ausland arbeitet, und ein Todesfall in der Familie.
Meine Energie und Geduld muss ich mir aktuell wirklich gut einteilen und manchmal ist eines von beiden leider aufgebraucht, bevor der Tag zu Ende ist. Die Kinder merken das und spiegeln auf ihre Art und Weise. Das Töchterlein hängt an mir wie ein kleines Klammeräffchen, das Stillen läuft wieder ein bisschen unrund und der Sohnemann entwickelt plötzlich Eifersuchtstendenzen. Ich weiß, dass er gerade ganz viel Mama braucht und versuche, dem so gut es geht gerecht zu werden, aber leider schaffe ich das nicht immer. Da kommt es schon mal vor, dass beide Kinder weinen und ich am liebsten mitweinen würde. 

Und dann? Dann ziehe ich mal für ein paar Stunden die Handbremse. Ich mache nur das Allernötigste im Haushalt, setze mich mit den Kindern ins Spielzimmer auf den Boden und schaue Bilderbücher an, baue Türme aus Bausteinen oder wir kuscheln. Es gibt dann eben mal nur Nudelsuppe zu Mittag und wenn es sein muss, darf der Sohnemann eine zweite oder dritte Runde „Kleiner roter Traktor“ schauen. Gern besuchen wir dann auch mal Oma und Opa und ich kann eine Stunde ein bisschen verschnaufen, quatschen, Kaffee trinken.
Und vor allem versuche ich umzudenken. Von Eltern älterer Kinder hört man oft den Satz: „Genieß die Zeit, sie werden so schnell groß.“ Und ich glaub, das stimmt. Die Einstellung zu ändern, macht den Alltag nicht weniger anstrengend und mich nach einer durchwachten Nacht nicht fitter. Aber es hilft mir ungemein, die Dinge positiv zu sehen und Kleinigkeiten nicht allzu wichtig zu nehmen sowie meinen eigenen Perfektionismus abzulegen. Ich kann genervt sein, wenn ich den Sohnemann abends zum fünften Mal durchs Babyphone weinen höre und schon wieder die Treppe raufsprinte. Oder ich kann mich dazulegen, seinem Atem lauschen und es genießen, dass er mich bei sich haben mag und nachts eine Kuscheleinheit abholt, die er tagsüber Dank kleiner Schwester nicht immer kriegt. Ich kann genervt sein, weil das Töchterlein mich nicht mal ein paar Minuten entbehren kann. Oder ich binde sie ins Tragetuch und genieße den Körperkontakt. Zugegebenermaßen ist dieser Perspektivenwechsel nicht immer einfach und es gibt Tage, da klappt das wenig bis gar nicht. Aber ich übe jeden Tag und werde immer besser darin. 


Und dennoch, jammern tut auch mal gut. Danke fürs Zuhören beziehungsweise lesen. Und wer jetzt auch mal jammern mag – Bühne frei für eure Kommentare ;-).

2 Kommentare:

  1. Hej,
    ich spare mir jetzt Sätze wie "wirst sehen, das legt sich bald" oder "in ein paar Wochen schauts wieder anders aus", auch wenn es sich vermutlich genauso verhält.
    Ich glaub immer wieder zu versuchen die Perspektive zu wechseln ist eine gute Strategie, ebenso die fünf mal grade sein lassen Idee - die bewährt sich glaub ich auch in den nächsten viiielen Jahren noch. ;-) Und: das Leben - grad das von Kindern - ist eine Abfolge unterschiedlichster Phasen (zumindest ist das mein Resumèe der ersten sieben Jahre). Mit zwei läufst du natürlich Gefahr schnell mal eine der anstrengenden, nervigen Phasen mitbegleiten zu dürfen.

    Schön finde ich immer wieder, dass es allen, wirklich ALLEN so geht, dass sie mit Kindern ihre eigenen Grenzen erreichen, an ihnen wachsen! und einfach nicht auskönnen ihre Schematas, ihre Vorstellungen, Ansprüche und Prioritätenlisten zu überprüfen und immer wieder neu zu justieren.

    Und wennst mal eine Runde ratschen willst, komm vorbei, die Kinder lassen wir spielen und du kriegst einen Kaffee !
    Würd mich freuen und bist jederzeit herzlich willkommen!
    Alina

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  2. <3 Danke! Genau darum gehts mir - es geht allen so, aber oft wird nicht darüber geredet. Ich bin für ganz viel Offenheit und Ehrlichkeit unter Mamas ;-).
    Sehr gern, wir hören uns.

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