Es ist schon spannend, welche Gedanken sich außenstehende
Personen über unseren Alltag mit zwei kleinen Kindern machen. Sehr häufig werde
ich gefragt, ob es nicht sehr mühsam sei, aufgrund des knappen Altersabstandes
zwei Windelkinder zu haben. Ähm, nein. Finde ich nicht, da sind viele andere
Dinge deutlich anstrengender. Das Wickeln war nie ein Problem für uns. Ich
wickle überall und in jeder Position, inzwischen auch das Töchterlein häufig im
Stehen. Und nun wickle ich seit kurzem tagsüber nur noch ein Kind. In der
dadurch gewonnen Zeit nähe ich Unterhosen ;-)…
Ehrlich gesagt hatte ich mir über das „sauber werden“ –
blöder Ausdruck übrigens – noch absolut keine Gedanken gemacht. Wie in vielen
anderen Bereichen habe ich darauf vertraut, dass sich der Sohnemann in seinem
Tempo entwickelt und mir schon zu erkennen geben wird, wenn er soweit ist. Und
das kam dann doch recht überraschend für mich. Nach einer kurzen Windelverweigerungsphase
im letzten Sommer meinte er vor ein paar Wochen plötzlich eines Morgens, er
wolle „ohne Windel“ sein. Na gut, dachte ich mir. Versuchen wir es eben. Und
was soll ich sagen, bis auf ein paar kleine Unfälle klappt es wunderbar. Er
geht aufs Töpfchen und auf die Toilette und pinkelt draußen mit Begeisterung im
Stehen. Ich habe mich ein bisschen informiert, wie das in der
Montessoripädagogik gehandhabt wird und ansonsten viel auf mein Gefühl gehört
beziehungsweise dem Sohnemann das Ruder überlassen.
Folgendes war und ist mir wichtig:
Laut Montessori gibt es in der kindlichen Entwicklung bestimmte
Phasen, in denen das Kind eine besondere Bereitschaft aufweist, neue Fähigkeiten
zu erwerben. Diese Entwicklungsfenster öffnen sich individuell in einem Tempo,
das das Kind bestimmen soll und nicht der Erwachsene. Das Kind bestimmt also
auch beim Trockenwerden Zeitpunkt und Tempo. Von den Eltern initiiertes
Töpfchentraining macht also wenig Sinn, umgekehrt sollte die gezeigte
Bereitschaft des Kindes aber auch genutzt werden. Dem Kind soll die
Möglichkeiten geboten werden, Topf oder Toilette mit Freude zu nutzen, muss
aber niemals. Wenn der Sohnemann selten zwischendurch noch Windeln wollte,
ermutigte ich ihn kurz, es ohne zu versuchen, aber gewährte ihm ansonsten den
Wunsch. Inzwischen ist das untertags kein Thema mehr.
Im Sinne der vorbereiteten Umgebung nach Montessori haben
wir auf der Toilette im Erdgeschoß einen Hocker und einen Toilettenaufsatz
bereitgestellt und im Bad im Obergeschoß ein gemütliches Plätzchen mit
Töpfchen, Klopapier und Ersatzkleidung eingerichtet. Dieses benützt er komplett
selbstständig, leert den Inhalt ins WC und wäscht sich mithilfe des
Tritthockers die Hände. Weite Hosen mit Bündchen erleichtern das An- und
Ausziehen.
Ich habe gelesen, dass es gut wäre, die Windel auf einmal
komplett und überall wegzulassen, das würde die Kinder weniger verwirren als
mal mit, mal ohne Windel. Mhm, ich ließ auch hier den Sohnemann bestimmen
beziehungsweise muss es im Alltag für mich mit Babytochter auch machbar sein.
Die ersten paar Tage habe ich darum vorgeschlagen, unterwegs noch eine Windel
zu verwenden und für den Sohnemann war das okay. Eine nasse Hose bei kühlen
Temperaturen hätte uns alle eher gestresst und das finde ich wieder kontraproduktiv.
Sehr schnell wuchs aber das Vertrauen und wir sind nun auch ohne Windeln unterwegs.
Nachts gibt es aber noch eine Windel und die mag der kleine Mann auch gerne
haben. Er trinkt beim Einschlafen und teilweise auch noch nachts eine Flasche
und da unsere Nachtruhe so und so nicht die Beste ist, kann ich auf nächtliches
Umziehen aktuell gut verzichten. Für uns passt das gut so und irgendwann wird
es auch von selbst so weit sein, die Nachtwindel wegzulassen.
In der ersten Zeit habe ich ab und zu nachgefragt, ob wir
denn aufs Klo gehen sollten, vor allem wenn der Sohnemann zappelig wurde und
ich den Eindruck hatte, dass er musste, aber gerade keine Zeit hatte oder etwas
anderes in dem Moment wichtiger war. Oft war das dann okay für ihn, manchmal
wehrte er genervt ab. Nun reduziere ich diese Fragen bewusst nach und nach,
einzig vor dem Rausgehen motiviere ich noch ein bisschen – zumindest, solange
es so kalt ist wie im Moment.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es dem Sohnemann nackt
oder mit weiten Hosen ohne Unterhose viel leichter fiel, zu spüren, wann er
pinkeln musste. Die erste Zeit verweigerte er daher auch die angebotenen
Unterhosen, inzwischen trägt er sie gerne.
Lob oder gar Belohnungen sind wie in vielen anderen
Bereichen auch vollkommen überflüssig. Wenn das Kind von sich aus bereit ist,
aufs Klo zu gehe, wird es das auch tun. Es ist die natürlichste Sache der Welt.
Dennoch beachte ich natürlich die geglückten Versuche, betrachte auf den Wunsch
des Sohnemannes ausgiebig den Inhalt des Töpfchens und freue mich mit ihm, wenn
er alles mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht alleine schafft.
Ganz klar ist natürlich, dass Druck gar nichts bringt und
auf Unfälle mit Gelassenheit reagiert wird. Eine nasse Hose ist schnell
gewechselt und zum Glück haben wir ja heutzutage alle eine Waschmaschine. Wenn
sich das Kind ärgert, kann man seine Gefühle verbalisieren, ansonsten würde ich
gar nicht zu viel kommentieren, ein „Macht doch nichts“ reicht vollkommen.
Zu guter Letzt habe ich noch einen Tipp für die nähenden
Jungsmamas unter euch: Von Liebedinge gibt es ein wunderbares kostenloses
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Stoffresten eignet. Viel Spaß!
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